Das Jahr 2022 hat die gesamte Luftfahrtindustrie und zugehörige Dienstleister ebenso wie die Reisenden besonders gefordert. Zuletzt haben sich die Abläufe an den deutschen Flughäfen normalisiert. Die anhaltende Debatte um die künftige Gestaltung der Luftsicherheitskontrollen begleiten wir weiter aufmerksam und stehen mit unserer bewiesenen Expertise als Impulsgeber bereit.
Nach zwei herausfordernden Pandemie-Jahren gewinnt der stark beeinträchtige Flugverkehr nun wieder deutlich an Höhe. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau von 2019 sind mehr als drei Viertel aller Reisenden (77,3 Prozent) zurück. Zudem wuchs die Nachfrage nach interkontinentalen Flügen im November 2022 auf knapp 2,6 Millionen Passagiere. Dies entspricht einem Anstieg von 85,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie aus den Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen e.V. hervorgeht.
Allerdings überschattete im letzten Jahr die angespannte Situation an vielen Airports, mit teilweise langen Wartezeiten an den Passagier- und Gepäckkontrollen, die steigenden Wachstumszahlen. Grund hierfür war ein zeitweiser Personalmangel bei allen am Abfertigungsprozess auf den Flughäfen beteiligten Unternehmen, der durch den Stillstand des Luftverkehrs in Pandemie-Zeiten ausgelöst wurde.
Bundesweit einheitliches Modell statt fragmentierter Zuständigkeiten
Vor diesem Hintergrund ist eine Debatte um die Organisation der Luftsicherheitsaufgaben entstanden. Es wurden vereinzelt Forderungen danach laut, die Sicherheitskontrollen wieder in staatliche Hoheit zu überführen. Als oberste zuständige Behörde wirkt hier das Bundesministerium des Innern (BMI:Bundesministerium des Innern).
Das Luftsicherheitsgesetz verpflichtet Luftsicherheitsbehörden, Flughafenbetreiber und Fluggesellschaften zu umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen an den Verkehrsflughäfen, um auf diese Weise unter anderem der Gefahr möglicher Terroranschläge vorzubeugen. Zu den Aufgaben in der Luft- und Flughafensicherheit zählen Passagier- und Gepäckkontrollen, Personal- und Warenkontrollen, Sicherung des Flughafengeländes und Streifendienste, Sicherung und Durchsuchung von Luftfahrzeugen sowie sonstige Dienstleistungen an den Verkehrsflughäfen.
Allerdings zeigen sich hier je nach Standort große Unterschiede bei der Ausgestaltung von Zuständigkeiten an den Flughäfen. An den Airports Düsseldorf, Köln/Bonn, Hannover und Berlin Brandenburg werden die Luftsicherheitsaufgaben über die Beleihung der Bundespolizei beziehungsweise des BMI:Bundesministerium des Innern an private Sicherheitsdienstleister vergeben. Im Gegensatz zum Münchner Modell, wo die gesamte Steuerungsverantwortung bei einer speziell hierfür zuständigen Landesbehörde liegt. Am Luftverkehrsdrehkreuz Frankfurt wiederum hat der Bund die Verantwortung seit 2023 auf den Flughafenbetreiber übertragen.
Das Frankfurter Modell – gemeinsam mehr erreichen
Fraport, die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens, übernimmt nun selbst die Steuerung und Organisation der Luftsicherheitsdienstleister. Davon verspricht sich der Betreiber vor allem die Optimierung von Prozessen im Terminal, die zuvor fragmentiert waren, sodass es mitunter zu Verzögerungen im Ablauf kam. Das hat verständlicherweise für viel Unmut bei den Reisenden gesorgt. Doch Passagieren ist es egal, wer solche Zustände verursacht. Das wurde von den Beteiligten, also vom BMI:Bundesministerium des Innern, der Bundespolizei und den Sicherheitsdienstleistern, erkannt. Die neue Struktur verfolgt nun das gemeinsame Ziel, höchste Sicherheit zu wahren und gleichzeitig die Abläufe aus Passagiersicht noch weiter zu optimieren.
Bundespolizei und das BMI:Bundesministerium des Innern behalten weiterhin die oberste Aufsicht, gewährleisten den bewaffneten Schutz der Kontrollstellen, setzen die Ausbildungsstandards, führen Qualitätssicherungsmaßnahmen durch und übernehmen weitere hoheitsrechtliche Kernaufgaben. Fraport wird als Unternehmen beliehen und bekommt so die Möglichkeit, den Prozess der Sicherheitskontrollen jeweils passend zur Gesamtsituation im Terminal zu gestalten.
Der Aufbau der Sicherheitskontrollanlagen muss auch weiterhin von der Bundespolizei abgenommen werden. Solange es um zertifizierte Geräte geht, hat Fraport einen Gestaltungsspielraum, wo welche Lösungskombination zum Einsatz kommt. Als Basis dient ein sogenannter Infrastrukturmasterplan für Sicherheitskontrollen. Vorbild ist der Flughafen Amsterdam. Der Einsatz mordernster Technik wie Computertomographen zur Gepäckkontrolle gehört dazu.
Zukunftsweisende Lösungen gefragt
Securitas begrüßt das Frankfurter Modell und sieht darin großes Potenzial für einen bundesweiten Masterplan. Für eine strukturelle Verbesserung an Airports und einer höheren Effizienz bei den Luftsicherheitskontrollen muss die Steuerung von Organisation, Personal und Technikeinsatz in einer Hand liegen. Denn je mehr Parteien zusammenarbeiten, desto komplexer werden Entscheidungsprozesse. Es ist also keine Frage nach staatlich oder privat, sondern nach schlankeren Strukturen und vereinheitlichen Standards. Die politische Verantwortung bleibt davon unberührt.
Securitas sieht zudem in der Einführung modernster Technik eine große Chance, Prozesse zu optimieren und mittelfristig den branchenübergreifenden Personalmangel besser zu kompensieren. Die deutschen Luftverkehrsdrehkreuze sollten eine Vorreiterrolle bei der Erprobung von neuer Sicherheitstechnik einnehmen. Dies gilt es, im engen Austausch zwischen Flughafenbetreibern, Bundespolizei, Sicherheitsdienstleistern und den politisch Verantwortlichen, auf den Weg zu bringen.